Heima/t – Ein Blick auf die deutsche Migration nach Island
1949 reisten rund 300 junge Frauen aus Deutschland nach Island, um auf abgelegenen Bauernhöfen zu arbeiten und den Arbeitskräftemangel in ländlichen Regionen zu beheben. Dies war Teil eines Programms des isländischen Konsulats und des Bauernverbands, da viele junge Isländerinnen in die Fischfabriken in Reykjavik gezogen waren. Die Frauen, größtenteils unerfahren und jung, fanden sich in einer fremden Kultur und rauen Natur wieder, die ihre Vorstellungen von Heimat herausforderte.
Marzena Skubatz' Projekt Heima/t thematisiert diese Migration und den komplexen Prozess von Heimat, Zugehörigkeit und Identität. Es geht nicht nur um die physische Ankunft der Frauen, sondern um die Frage, was es bedeutet, "zu Hause" zu sein, wenn der Ort und die Gesellschaft völlig fremd sind. Einige Frauen fanden in Island ihr neues Zuhause, verliebten sich, gründeten Familien und wurden Teil der Gesellschaft, während andere mit der Isolation und den schwierigen Lebensbedingungen kämpften.
Skubatz’ Fotografien fangen die Leere und die Isolation dieser Frauen ein. Sie zeigen verlassene Höfe, verfallene Gebäude und weite, leere Landschaften – Bilder, die eine stille Sehnsucht und das Gefühl von Verlust transportieren. Viele der Protagonistinnen sind inzwischen verstorben, und die Bilder erzählen von der Abwesenheit der Frauen, die einst versuchten, ein neues Leben auf Island zu finden, aber auch von der tieferen emotionalen Leere, die diese Erfahrung prägt.
Das isländische Wort Heima geht über den physischen Raum hinaus – es ist ein emotionaler und geistiger Zustand der Zugehörigkeit. Für diese Frauen war Island kein einfacher Ort der Geborgenheit, sondern ein Raum, der stetig neu definiert werden musste.
Das Projekt beleuchtet den Prozess, in dem sich Fremdheit und Zugehörigkeit, Arbeit und Isolation immer wieder neu verhandeln. Heima/t stellt die Frage, was es bedeutet, zu Hause zu sein, wenn der Raum, in dem wir leben, keine vertraute Geborgenheit bietet. Das Projekt fordert uns dazu auf, die Idee von Zugehörigkeit in einer sich ständig verändernden Welt neu zu hinterfragen und zu neu zu denken.