DLRG - Life Guards
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Berliner Aspekte
Fast 1.000 Ehrenamtler der DLRG sichern im Sommer
die Schwimmer und andere Wassersportler
in den Berliner Gewässern.
Ihre Einsätze summieren sich auf insgesamt
rund 230.000 Stunden ehrenamtliches Engagement.
Hendrik Oehler und Carlo Prinzing sind zwei junge Rettungsschwimmer und ausgebildete Sanitäter, die Ihre Sommer an der Wasserrettungsstation "Großes Fenster" im Berliner Südwesten verbringen.
Rettungsschwimmer
Die fast 600 Ehrenamtler der DLRG sichern im Sommer die Schwimmer und andere Wassersportler in und auf den Berliner Gewässern – ihre Einsätze summieren sich auf rund 230.000 Stunden ehrenamtliches Engagement. Wir begleiteten zwei Rettungsschwimmer zu ihrem Wachtposten am Ufer und sprachen über ihre Motivation und Schwierigkeiten.
Ein Sonntag im Mai an der Wasserrettungsstation "Großes Fenster" im Berliner Südwesten. Es weht eine frische Brise, über die Havel fegen Wellen mit kleinen Schaumkronen. Viele Segelboote sind auf dem Wasser. Eines ist gekentert und treibt mit dem Kiel nach oben. Die Rettungsschwimmer Hendrik Oehler und Carlo Prinzing beobachten erstaunlich gelassen von der Station aus die Situation. Sonst wäre das ein Fall für sie, aber heute müssen sie nicht rettend eingreifen. Zwei orangefarbene Begleitboote der benachbarten Segelschule kümmern sich um Schiff und Segler.
Herzmuskelmassage am Strand
Die jungen Männer tragen die leuchtend rote DLRG-Kluft mit neongelben Streifen und erzählen von ihrem Hobby: Lebensretter. "Die Leute freuen sich, wenn wir ihnen helfen und aus jedem Einsatz kann ich etwas lernen". Der 18-jährige Carlo ist seit elf Jahren bei der DLRG aktiv. Auf seiner Jacke trägt er das Abzeichen "Sanitäter". Auch Hendrik hat sich nach der Ausbildung als Rettungsschwimmer zum Sanitäter weitergebildet und erste Erfahrungen gesammelt. "Das war letzten Sommer bei einem zweiwöchigen Einsatz mit der DLRG an der Ostsee, als ich einem Mann mit Herzinfarkt am Strand eine Herzmuskelmassage geben musste. Dabei haben mir schon die Hände gezittert", erinnert sich der 17-jährige Schüler. Bis schließlich der Rettungswagen kam und den Mann ins Krankenhaus brachte. Er überlebte, auch dank seiner Hilfe.
In der Saison von Anfang Mai bis Oktober verbringen Hendrik und Carlo fast jedes Wochenende auf der Station. Ein idyllischer Ort umgeben von Natur mit Vereinshaus und Badebucht. Es ist nicht nur der Wunsch zu helfen, der sie in ihrer Freizeit hierherzieht. Sich mit anderen für eine gute Sache zu engagieren und in brenzligen Situationen aufeinander verlassen zu können, das schweißt zusammen. Freundschaften entstehen und ganz selbstverständlich lernen hier die Jüngeren von den Älteren und profitieren von deren Erfahrungen. "Mit den benachbarten Segelvereinen organisieren wir gemeinsame Übungen. Und gestern hat uns das Team von der Rettungsstation 219 besucht. Wir haben zusammen gegessen und den Abend verbracht", berichtet Carlo, der im "normalen" Leben Maschinenbau studiert.
100 Einsätze zum Saisonstart
Auch zum Einsatz starten sie nie allein. Auf dem Boot müssen mindestens vier Personen sein: Bootsführer, Funker und zwei Rettungsschwimmer. Von der Station sind es nur wenige Minuten zum Steg. Vorbei am Strand, wo Familien und Paare windgeschützt in der Frühlingssonne liegen. Von hier aus haben die Uferhelden einen guten Überblick über die Badebucht und ihr Einsatzgebiet, zu dem die Große Breite von Schwanenwerder bis Breite Horn, die Große Steinlanke und die Klare Lanke gehört. Heute liegt das Rettungsboot von der Zentralstelle aus Spandau am Steg. Carlo übernimmt das Steuer und wir drehen eine Runde über die Unterhavel. Mit an Bord ist Michael Neiße, dem man seine 61 Jahre nicht ansieht. "Draußen an der frischen Luft und in der Natur zu sein hält jung", lacht er. Es gibt aber Schwierigkeiten, die ihm Sorgen machen.
Der Pressesprecher des Landesverbands (https://berlin.dlrg.de/die-dlrg.html) berichtet, dass in Berlin immer mehr Schwimmhallen geschlossen würden, was die Schwimmausbildung erschwert. Grund dafür sind die umfangreichen Sanierungen und deshalb jahrelange Schließung vieler Bäder. Die Folgen: Weniger Menschen lernen schwimmen und auch die Mitgliederzahlen der DLRG sind rückläufig. Wie wichtig die ehrenamtliche Arbeit der Rettungsschwimmer ist, zeigt die Bilanz zum Saisonstart am 1. Mai: Die Wasserretter mussten zu rund 100 Einsätzen ausrücken. Carlo und Hendrik waren mit ihrem Team nicht darunter. Noch nicht, die Saison hat ja erst begonnen. Aber im Ernstfall ist auf sie Verlass.
Text: Anja Karrasch
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